Seit Ende Januar 2004 steht Johannes Schreiters Biologiefenster aus dem berühmten Fensterzyklus für die Heidelberger Heiliggeistkirche im Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen. Interessenten sind eingeladen, sich das Kunstwerk im Foyer des PEI anzusehen. Am Mittwoch, dem 25.02.2004 um 15:00 Uhr, besteht zudem die Möglichkeit, vom Künstler selbst einiges zu seinem Werk zu erfahren. Der international renommierte Maler wird im PEI einen Vortrag halten mit dem Titel “Der Heidelberger Fensterzyklus im Kontext der Heiliggeistkirche und ihrer Geschichte”.

Entworfen hat Johannes Schreiter das Fenster bereits 1983. In den vergangenen Jahren wurde es dann im Auftrag der Stadt Langen für deren Sammlung zeitgenössischer Glasmalerei von Schreiter mit der Firma Derix Glasstudios in Taunusstein ausgeführt. Auf dem 11. Europäischen Kongress für Theologie in Zürich 2002 wurde das Fenster erstmals öffentlich präsentiert. Von Oktober bis Dezember 2003 war es in der Langener Stadtkirche zu sehen. Wegen des großen Interesses sind die Stadt Langen, der Maler und der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Prof. Johannes Löwer, überein gekommen, das Fenster jetzt im PEI aufzustellen. Für mindestens ein Jahr soll es im Foyer des Instituts stehen und dort öffentlich zugänglich sein.

Zum Hintergrund: 1977 erhielt Johannes Schreiter den Auftrag, Entwürfe für die zu erneuernden Fenster der Heidelberger Heiliggeistkirche auszuarbeiten. Mit Ausnahme eines Probefensters kam es allerdings nie zu einer Ausführung in Heidelberg, da sein Entwurfszyklus stark angefeindet wurde. Die wenigen tatsächlich realisierten Fenster sind unter anderem im Landesmuseum in Karlsruhe (Literaturfenster), im Deutschen Glasmalerei-Museum in Linnich (Musikfenster) im Provincial Museum of Alberta in Edmonton, Kanada (Physikfenster) und in der Stiftskirche in Darmstadt (Medizinfenster) zu bewundern. Wie diese zeigt auch das Biologiefenster fragmentierte Dokumente der Realität: Auf einem perforierten “Notizzettel” mit Brandspuren, die die Vergänglichkeit menschlicher Erkenntnis symbolisieren, ist das Raummodell der Doppelspirale für die Desoxyribonukleinsäure (DNA) zu sehen. Sie stellt als Träger der genetischen Information die Grundlage allen Lebens dar.

Angesichts der Praxis des Klonens und der Stammzellenforschung ist dieses Fenster wohl aktueller denn je. Das Kunstwerk ruft dazu auf, über die Chancen, Risiken und ethischen Fragen der Gentechnologie und die Fundamente menschlichen Lebens nachzudenken.

“Der neue Standort des Biologiefensters im Paul-Ehrlich-Institut setzt einen besonderen Akzent”, betont Johannes Löwer. “Ich freue mich, dass es gelungen ist, dieses großartige Kunstwerk an einem passenden Ort der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.”

 

Das Kirchenfenster "Biology" wurde 1977 von Johannes Schreiter für die Heiligengeistkirche in Heidelberg entworfen. Die Einteilung des Fensters (drei Kerzen im unteren und eine Fensterrose im oberen Teil) war bereits vorhanden. Die Kerze gilt als Lichtsymbol und verbindet den Geist mit der Materie. Keine Bedeutung kommt hingegen der Fensterrose zu. Die Kirche wurde in der Gotik errichtet, als der Gebrauch von Fensterrosen üblich war.

Das Kirchenfenster selbst zeigt eine DNA-Helix auf beigem Hintergrund. Dieser ist nochmals mit roter Farbe umrandet. Der beige Hintergrund der DNA-Spirale lässt sich als Schriftrolle interpretieren, die nach oben hin abgerissen und an der Seite angebrannt ist.
Die DNA-Spirale ist ein Symbol für das Erbmaterial jeder einzelnen Zelle. Allgemein steht die Spirale für die zyklische Weiterentwicklung der Evolution. Außerdem verdeutlicht sie die Verknüpfung von Leben und Tod, sowie die organische Fruchtbarkeit und die Erneuerung des Lebens.

Über das Kirchenfenster wird ausgesagt, dass sich in ihm die scheinbar unendlichen genetischen Möglichkeiten und die dadurch entstehenden ungelösten ethischen Probleme gegenüberstehen.